Kirby und das vergessene Land ist ein wunderbarer 3D-Plattformer. Im Spiel mit Kind zeigt das Game aber erst, was es wirklich kann: Das neueste Kirby-Spiel ist für Kinder ein perfekter Einstieg in 3D-Jump ’n‘ Runs und für Erwachsene eine überraschend harte Nuss.

Wie die meisten Nintendo-eigenen Spiele ist Kirby und das vergessene Land auch mehr als ein halbes Jahr nach Erscheinen mit 45 Euro noch verhältnismäßig teuer. Doch man bekommt für sein Geld einiges geboten: 6 vollkommen unterschiedliche Welten mit 31 Einzellevels, mehr als 10 Stunden Spielzeit im Hauptspiel, dazu eine ganze Reihe von Minispielen, Collectables und ein hoher Wiederspielwert. Im Vergleich zu Breath of the Wild oder Assassin’s Creed ist das freilich nicht viel. Doch seit ich mir im Jahr 1992 oder 1993 von meinem sauer ersparten Taschen-, Weihnachts- und Geburtstagsgeld Kirby’s Dreamland für den Gameboy gekauft und nach 45 Minuten (!) durchgespielt hatte, erwarte ich von Kirby keine Großwerke.

Kirby 💓

Trotz des unverschämt geringen Umfangs habe ich Kirby’s Dreamland damals geliebt. Die knuffige Spielfigur, die tolle Musik, der angenehm geringe Schwierigkeitsgrad – Kirby hat einen besonderen Platz in meinem Herzen.

Seit Kirby’s Adventure, das 1993 erschien, ein Jahr nach Kirby’s Dreamland, kann Kirby die Kräfte eingesaugter Gegner übernehmen und dann etwa Eis oder Feuer speien, ein Schwert schwingen oder einen Bumerang werfen. Diese Kopierfähigkeiten sind natürlich auch beim aktuellen Teil enthalten. Insgesamt gibt es diesmal 12 Grundfähigkeiten, die sich größtenteils noch upgraden lassen. Insgesamt kommt man so auf 36 Einzelkräfte.

Um das Fazit gleich einmal vorwegzunehmen: der aktuelle Kirby-Teil ist wundervoll, abwechslungsreich, bietet tolle Musik und einen wirklich anständigen Umfang. Also alles, was man sich vom rosa Kerlchen erwarten kann. Entsprechend positiv wurde das Spiel von der Kritik aufgenommen. Auf Metacritic kommt Kirby und das vergessene Land auf 85, beim User Score sogar auf 8,8. Doch nun der eigentlich relevante Aspekt für Game & Kind: Wie spielt sich das Spiel mit Kind?

Trainingsarena für angehende Jump ’n‘ Run-Spieler

Mein vierjähriger „Jakob“ und ich spielen nun schon seit bald 3 Monaten das aktuelle Kirby. Das Hauptspiel haben wir bereits durch und hängen noch im Post-Game, einer psychedelischen Wiederkehr aller Welten des Hauptspiels, gespickt mit Bossgegnern.

Der Clou, der das Spiel so spielenswert mit Kind macht, ist der Team-Modus: Ich steuere Kirby und arbeite mich durch die Levels, Jakob spielt meinen Kumpanen, ein mit Speer bewaffnetes kleines Kerlchen. Der Bildschirm bewegt sich mit Kirby; wenn Jakobs Figur den Bildschirm verlässt, wird sie automatisch zu meiner gesetzt. Und das Beste: Wenn Jakob seine komplette Lebensenergie verloren hat, verschwindet seine Figur zwar, die Lebensanzeige lädt sich dann aber automatisch wieder auf und sobald der Balken voll ist, kehrt er ins Spiel zurück. Kinder können so unabhängig von ihren Fähigkeiten mitspielen und auch wenn sie regelmäßig im Spiel „sterben“ kommt man im Spiel voran.

Kirby ist damit die perfekte Trainingsarena für angehende Jump ’n‘ Run-Spieler. Jakob navigiert mit der Zeit immer besser und genauer durch die 3D-Welt, nach einigen Stunden Spielzeit landet er gezielt auf Plattformen und sammelt Items ein. Bei Bossgegnern lässt er den Controller fallen und mich machen. Dennoch erleben wir das Spiel zusammen. Wir freuen uns gemeinsam über die niedlichen Gegner und lachen zusammen, wenn Kirby überdimensionierte Gegenstände einsaugt (Autos, Getränkeautomaten, Achterbahnwagen, Glühbirnen und vieles mehr). Wir haben einen Heidenspaß mit den vielen kreativen Ideen und feiern gemeinsame Siege über knallharte Bossgegner.

Das Post-Game ist eine harte Nuss

Apropos knallhart: Anfangs eilt Kirby mit gewohnt leichtem Schwierigkeitsgrad durchs vergessene Land. Mit der Zeit wird es dann zunehmend schwieriger und spätestens mit dem Endboss des Hauptspiels erinnert das Spiel an Soulslikes. Wir haben wahrscheinlich ein Dutzend Anläufe gebraucht, um endlich den finalen Boss zu legen und die Schlusssequenz zu sehen. Vom angesprochenen Post-Game ganz zu schweigen: Am Endboss der vorletzten Traumwelt beißen wir uns aktuell noch die Zähne aus. Vielleicht ist der Schwierigkeitsgrad jedoch auch eine Folge meines Solo-Kampfs im Team-Modus. Würde Jakob mir helfen, hätten wir sicher eine bessere Chance. Doch was soll’s – nächster Versuch, die Angriffe des Gegners auswendig lernen und irgendwann schaffen wir auch den letzten Boss. Der niedrigere Schwierigkeitsgrad, der übrigens auch zur Wahl steht, ist für uns bisher keine Option.

Bei allem Lob – das Spiel bietet auch einige kleinere Wermutstropfen: Um unsere Kräfte upzugraden, müssen wir Sterne und Goldmünzen sammeln. Sterne erhalten wir in Prüfungslevels. Diese kann man nur alleine spielen und sie machen uns nicht sonderlich viel Spaß. Um Jakob das Zuschauen bei den öden Prüfungen zu ersparen, erledige ich sie abends, wenn er schläft. Das fühlt sich ein wenig nach Nachsitzen an. Das Erspielen von Goldmünzen in Mini-Spielen fühlt sich ebenfalls unangenehm nach Arbeit an. Auch die Steuerung könnte präziser sein. Sie funktioniert zwar einigermaßen, kommt aber bei weitem nicht an die meines All-Time-Lieblingsplattformers Mario Odyssey heran. Ebenso die Musik: Es sind einige schöne Tracks dabei, meistens ist es aber ähnliches Gedudel. Dennoch: Gerade mit Kind ist Kirby und das vergessene Land einfach ein wunderbares Spiel und nochmal besser als alleine.

Kirby und das vergessene Land

Plattformen: Nintendo Switch
USK: ab 6 Jahren
G&K*: ab 2 Jahren
Unser Testkind: Jakob, 4 Jahre
Was ihm am Spiel gefällt: „Dass Kirby so viele coole Kräfte hat“
Für Kinder, die auch mögen: Super Mario, kreative Ideen, Spannung
*unsere absolut subjektive Altersempfehlung.

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